Enges Titelrennen in der Kreisliga B-Süd. Eine Zwischenbilanz

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Enges Titelrennen in der Kreisliga B-Süd. Eine Zwischenbilanz
Fußball: Topteams in der Kreisliga B Süd sind auf Augenhöhe. Aufsteiger Würgassen überrascht Experten. Kleinigkeiten entscheiden über den Spielausgang

Bericht der NW vom 16.10.2015
VON CARSTEN ZIMMERMANN

Der Blick auf die Tabelle der Kreisliga B verspricht Spannung von historischem Ausmaß: Hinter Spitzenreiter Neuenheerse/Herbram tummeln sich gleich vier punktgleiche Teams. Und dahinter lauern bereits weitere Kandidaten. Zeit für eine Bestandsaufnahme.

Zunächst sah es so aus, als würde die neu geschaffene Spielgemeinschaft Diemel-Süd die Liga dominieren. Sechs Siege legte die Richter-Elf zum Auftakt hin, dann gab es ein glückliches 1:1 gegen Großeneder/Engar, inklusive Lastminute-Ausgleich.

Danach war Herlinghausens Präsident Jürgen Koch alarmiert und sagte im NW-Interview: „Einen Durchmarsch wird es nicht geben.“ Und tatsächlich kam es prompt zur ersten Niederlage – und die war denkwürdig: Mit 2:8 kamen die Diemel-Akteure in Würgassen unter die Räder. Für Trainer Gisbert Richter ist das einfach zu erklären: „Wir konnten an dem Tag unsere Ausfälle nicht kompensieren und bei Würgassen hat alles gestimmt“, erinnert sich der Coach zurück. Damit erwähnt Richter zwei entscheidende Faktoren, denn bei einer solchen Leistungsdichte innerhalb der Liga sind Tagesform und vor allem die Kaderbreite umso wichtiger.

Für den bisherigen Tabellenführer lief es nach der Schlappe in Würgassen nicht mehr so rund: Beim 1:5 gegen Willebadessen merkte man der Mannschaft die Enttäuschung der Vorwoche noch an und gegen Blau-Weiß Weser II war in der letzten Woche nur ein Punkt drin (0:0). Aufwind gab der deutliche 5:1-Erfolg über die abstiegsgefährdete Peckelsheimer Reserve. Generell scheint sich die Spielgemeinschaft aber gut von den Rückschlägen erholt zu haben, auch weil die Verantwortlichen von Anfang an auf die Euphoriebremse getreten haben. Dass die neue SG Diemel-Süd von Anfang an Oben mitspielen würde, hatten Außenstehende nach den mäßigen Ergebnissen des SSV Herlinghausen und der SF Calenberg aus der Vorsaison ohnehin nicht unbedingt erwartet. Eine Erfolgsgeschichte ist die Zusammenlegung daher jetzt schon.

Eine Überraschung bietet auch Aufsteiger Würgassen: Vier Siege in Folge fuhr Jannik Kaysers Truppe zuletzt ein, dabei schossen sie sensationelle 20 Tore, bei nur fünf Gegentreffern. Von einfachen Gegnern kann dabei keine Rede sein, denn neben dem Schützenfest gegen Diemel-Süd fertigte der SSV auch Manrode (5:1) und Dalhausen/Tietelsen-Rothe (3:1) ab. Der Spielertrainer selbst geht dabei mit gutem Beispiel voran: Gut ein Viertel aller Treffer seines Teams erzielte Jannik Kayser selbst (neun von 41). Wenn diese Formkurve anhält, wird der SSV Würgassen in den kommenden Wochen die Spitzenposition einnehmen. Gegen Siddessen/Niesen und schwächelnde Gehrdener ist der SSV jedenfalls Favorit.

Mit ebenfalls 23 Punkten liegen Dalhausen/Tietelsen-Rothe und Bühne/Körbecke auf Rang Zwei. Während erstere schon in der vergangenen Spielzeit lange um den Titel mitkämpften und in dieser Saison nahtlos an die überzeugenden Leistungen anknüpfen, ist der Erfolg von Bühne/Körbecke eine kleine Überraschung.

„Das Fundament dafür wurde schon in der vergangenen Winterpause gelegt,“ erklärte Betreuer Stefan Dierkes, denn da wurden vier A-Jugendliche hochgemeldet, die sich inzwischen als Stammkräfte etabliert haben. Trotzdem sei die Tabellensituation für die SG keine Selbstverständlichkeit, wie Dierkes sagt: „Deswegen bleibt unser Ziel für die Saison auch unverändert: Wir wollen unter die Top Fünf.“

Und dann wäre da noch eine weitere Erfolgsgeschichte: der FC Neuenheerse/Herbram im Jahr Eins nach der Neustrukturierung. Viele „Oldies“ verließen die erste Elf des FC in der Sommerpause, auch Trainer Dominik Sievers gab sein Amt ab. Nach dem frühen Pokalaus war es fraglich, ob die Truppe unter dem neuen Coach Werner Schuck eine große Rolle in der B-Liga spielen würde. Zu Beginn gab es dann auch gleich eine 1:6-Klatsche in Würgassen, doch in der Folgezeit kämpfte sich die Mannschaft aus dem Tief. Mittlerweile führt der FC mit dem routinierten Coach die Tabelle an, auch wenn die Situation durch ein Spiel mehr auf dem Konto etwas verzerrt ist. Die vorgezogene Partie gewann Neuenheerse übrigens im Derby gegen Willebadessen mit 3:0.

Die Eggestädter, die viele als Topfavoriten auf den Titel annahmen, kommen noch nicht in den Tritt und lassen auf eine überzeugende Vorstellung oft einen Rückschlag folgen. Da Platz Sieben für den Fastaufsteiger aus der Vorsaison aber nicht das Ziel sein kann, darf man vom TuS Willebadessen wohl noch einiges erwarten. Gleiches gilt für den VfR Borgentreich II, der durch zwei Kantersieg am Stück nun auf der richtigen Spur ist.

Aus dem Titelrennen verabschiedet hat sich dagegen wohl Germete/Wormeln II. Nach dem tollen Start ist man beim Aufsteiger aber wohl eher froh, ordentlich Punkte gegen den Abstieg gesammelt zu haben. Ein dauerhaftes Konkurrieren mit den Topteams der Liga ist eher unrealistisch, zumal auch die erste Mannschaft immer wieder mit Personalproblemen zu kämpfen hat. Das wirkt sich naturgemäß auf die Reserve aus.