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Das große Westfalenblatt-Interview mit Trainer Celso Diz-Diz
Kurz vor dem WM-Halbfinale sprach das Westfalen-Blatt mit unserem Trainer.
Hier der Bericht des Westfalen-Blatt vom 07.07.2010.
»Stolze Spanier siegen 2:1«
Herlinghausens Fußballtrainer Celso Diz-Diz (35) hält heute zu seinem Nationalteam
Von Carsten Reinhardt
Herlinghausen (WB). Celso Diz-Diz (35) wäre heute Abend am liebsten in Vigo, der großen Hafenstadt in Galicien. In Gedanken ist er es. Denn dort, im äußersten Nordwesten der iberischen Halbinsel, liegen seine Wurzeln – und dort hoffen viele seiner Landsleute auf das, was er sich auch wünscht: Spaniens Einzug ins Finale der Fußball-WM.
»Wir Spanier haben unseren Nationalstolz, das ist nun einmal so«, erzählt Diz-Diz und gibt seinen Tipp für das Halbfinale gegen Deutschland ab: 2:1 für Spanien. »Ich kann nicht anders tippen«, fügt er fast entschuldigend hinzu, »und ich hoffe, dass Villa und Xabi Alonso treffen«.
Tagsüber betreut Diz-Diz alte Menschen in einem Hofgeismarer Seniorenheim, an Abenden steht er häufig auf einem Sportplatz im Warburger Land: Der 35-Jährige trainiert seit einem Jahr die Fußballer des SSV Herlinghausen. Zuletzt reichte es für Platz fünf in der Kreisliga B, das war besser als von vielen vorher erwartet.
Besser als erwartet spielt auch das DFB-Team in Südafrika, hat der in Kassel aufgewachsene SSV-Coach erkannt. »Sehr erfreulich die Spielweise. Bastian Schweinsteiger ist einer der stärksten Fußballer dieser WM«, lobt Diz-Diz die Deutschen. Seine Nationalmannschaft habe dagegen Probleme. Einige seien weit von ihrer Bestform entfernt, der lange verletzte Torres vor allem.
Gleichwohl: »Die Begeisterung in Spanien über das erstmalige Erreichen eines WM-Halbfinales ist groß, die Erwartungshaltung nach dem EM-Titel 2008 ebenfalls«, hört der Real-Madrid-Fan von Freunden und Verwandten aus Vigo. Das freut ihn, stimmt ihn aber auch skeptisch: »Es könnte sein, dass die Favoritenrolle, die sie im eigenen Land hat, zu schwer auf den Schultern dieser Mannschaft lastet und sie hemmt.«
Also doch Vorteil Deutschland? Nicht unbedingt, meint der B-Liga-Trainer. Er setzt da ganz auf seinen Kollegen Vicente del Bosque, der heute in Durban für Spanien auf der Bank sitzt. »Das ist ein Taktikerfuchs«, sagt Diz-Diz, »er wird sich für dieses Spiel etwas einfallen lassen«.
Beim SSV Herlinghausen haben derweil schon die Saisonvorbereitungen begonnen. Team und Trainer verstehen sich, berichtet Diz-Diz, »jetzt wird viel rumgefrotzelt, da machen Späßchen die Runde, was den Ausgang des WM-Halbfinales betrifft«. Seine langjährige Lebensgefährtin Sylvia Köster hat auch kein deutsch-spanisches Problem. »Ich interessiere mich eigentlich nicht für Fußball und mag lieber Handball, da kommen wir uns nicht in die Quere«, sagt sie mit einem Lächeln.
Die WM ist natürlich auch bei seiner Arbeit ein Thema. Als Diz-Diz dieser Tage mit dem spanischen Trikot im Seniorenheim aufkreuzte, nahm ihn einer der Bewohner gleich humorvoll zur Brust. »Ein schönes Hemd, hat er gesagt – aber das würde mir und meinem Team gegen Deutschland auch nicht weiterhelfen.«
Artikel vom 07.07.2010